Forschung, Entwicklung & Innovation
Fachdidaktische Forschungs- und Entwicklungsthemen:
Aus der vielfältigen Entwicklungsgeschichte der einzelnen Personen und Institutionen am Standort Linz und im Bundesland Oberösterreich können vorerst nur die individuellen Forschungsfelder zusammengetragen werden; in späteren Jahren soll auch eine gemeinsame Forschungsstrategie und Forschungskoordination entwickelt werden.
Zu Beginn ist das Ziel der Forschungskooperation daher:
- die wechselseitig Information über Forschungsvorhaben,
- die Kooperation und Unterstützung bei der Durchführung von Forschungsstudien (wie beispielsweise dem Zugang zu Probanden, der Abwicklung quantitativer Studien etc.),
- der Aufbau einer Arbeitsgruppe für Informatik-Didaktik in Oberösterreich, insbesondere durch gemeinsame Betreuung von Masterarbeiten und Dissertationen in diesem Bereich,
- die Diskussion der Forschungsergebnisse und Weiterentwicklung der Forschungsfragen,
- die Verbreitung und Nutzung der Forschungserkenntnisse, insbesondere durch Teilnahme an internationalen Tagung, und
- das Erreichen von Synergien bei der gemeinsamen Einreichungen von zukünftigen Forschungsprojekten.
An folgenden vier fachdidaktischen und medienpädagogischen Forschungs- und Entwicklungsfeldern wird 2015 und in den Folgejahren gearbeitet:
- Gestaltung und Evaluierung von Unterrichtssoftware sowie entsprechender Lern- und Lehrszenarien für Unterricht und Lehre mit dem Fokus auf
Forschungsfeld: Markus Hohenwarter, Tanja Jadin, Alfred Klampfer- den Einsatz von Unterrichtssoftware und digitalen Medien in Unterricht und Lehre (Individualisierung des Lernens, Konsequenzen für den methodischen Aufbau, die Integration von Fächern, projektorientierter Unterricht, …)
- die Konsequenzen der ständigen Verfügbarkeit informatischer Systeme auf die Gestaltung der Lernumgebungen für Unterricht und Lehre, wie z. B. informatorisches Denken, konnektivistische Lern- und Arbeitsszenarien etc.
Forschungsfeld Markus Hohenwarter, Thomas Walden
- die Verfügbarkeit und die Nutzung von (digitalen) Medien bei Kindern und Jugendlichen in Oberösterreich (Längsschnittstudie im Auftrag des Landes OÖ)
Forschungsfeld: Elisabeth Herndl - Medienwirkungsforschung mit dem Schwerpunkt „Erforschung medialer Sozialräume“ (Aspekte der Mediensozialisation, Aspekte der Medienwirkung)
Forschungsfeld Thomas Walden - Entwicklung "digitaler Kompetenzen" bei Schüler/-innen, Lehrer/-innen, Lehramtsstudierenden und Lehrerbildner/-innen mit dem Fokus auf
- Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, vorbereitete Kompetenzen für Handlungsentscheidungen im schulischen, außerschulischen und postschulischen Umfeld bzw. im Unterricht selbst,
- Entwicklung eines "informatischen Denkens" gemäß dem österreichischen Kompetenzmodell der Informatik von der Elementar- über die Primar- und Sekundarstufe bis hin zu Pädagogen/-innenbildung (vgl. www.digikomp.at).
Forschungs- und Entwicklungsfeld von Günther Schwarz und Education Group
Gestaltung des Verhältnisses von Wissenschaft und Schulpraxis im Bereich Forschung und Entwicklung:
Das Verhältnis von Wissenschaft und Schulpraxis wird im Rahmen dieses RECC durch eine zweifache Wechselbeziehung gestaltet: Zum einen erforscht die Wissenschaft Lehr- und Lernsituationen, Zusammenhänge zwischen Gestaltungs-faktoren, Beziehungen zwischen Medien und Lernenden etc. und verbreitet ihr neues Wissen über Lehrer-fortbildungen, Symposien und Tagungen an die Lehrenden; die Schulpraxis ist hier primär in der Rolle des „Forschungsobjekts“. Über Institutionen wie Landesschulrat und PHs und die vielfältigen Personen, die direkt in der Schulpraxis stehen (Fr. Reichenberger, Hr. Schiller, Hr. Hametner, Fr. Heinzelreiter-Wallner, Hr. Schwarz), erhält die Wissenschaft einen einfachen Zugang zu Schulpraxis und Unterricht. Gleiches wird für Lehramtsstudierende und Lehrer/-innen durch die Beteiligung der PHs sichergestellt. Zum anderen übernehmen die Lernenden aber auch die Forschendenrolle, sie treten somit als „Forschungs-subjekte“ auf, wenn sie etwa an Sparkling-Science-Projekten partizipieren und dabei neues Wissen unter Anleitung der Wissenschaft generieren. Auch die Anforderungen im Rahmen der Lehrer/-innen-Ausbildung sehen Forschungen der Studierenden im praxisrelevanten Umfeld vor (wie z. B. Methoden der Aktions-forschung für ihr eigenes unterrichtliches Handeln, leitfragengestützte Interviews bei Schülern/-innen über unterrichtsrelevante Sachverhalte, quantitative Feldstudien mit Prototypcharakter in der Schulpraxis); dies wird im Rahmen von Bachelorarbeiten an den Pädagogischen Hochschulen mit 9 EC (auslaufend mit 2015) und durch Masterarbeiten im neuen Bildungsverbund mit 30 EC (aufsteigend ab 2016) gewährleistet. Weiters soll an der JKU in Kooperation mit dem Institut für Didaktik der Mathematik auch ein Doktoratsstudium aus Informatik-Didaktik eingerichtet werden. Wissenschaftliche Forschung – wie im ersten Fall beschrieben – setzt heute bei den meisten Forschungs-fragen und beim aktuellen Entwicklungsstand der Forschung zu digitalen Medien auf qualitative Methoden. Untersuchungen mit kleinen Probandenzahlen sorgen für eine Weiterentwicklung der Forschungsfragen, sodass später einmal – z. B. bei den Forschungsfeldern 1 und 3 – quantitative Methoden angewandet werden können. Somit besteht eine enge Beziehung und Wechselwirkung zwischen Foschenden und Beforschten. Im Forschungsfeld 2 (Medien-Studien der Education Group) hingegen kann auf eine längere Tradition zurückgeblickt werden; dort kommen quantitative Untersuchungsmethoden bei einer größeren, repräsen-tativ ausgewählten Probandenzahl zur Anwendung. Es werden jährlich Studien durchgeführt und Daten zur Nutzung und zur Medienkompetenz der Kinder bzw. Jugendlichen erhoben. Abwechselnd werden Kinder zwischen 3 und 10 Jahren und Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren zu ihrem Medienverhalten befragt. Zusätzlich werden auch Eltern, die Kinder in diesem Alter haben, sowie Pädagogen/-innen befragt. So ist es möglich, Trends und Entwicklungen unserer Gesellschaft zu erkennen und darauf zu reagieren. Um qualitative und quantitative Forschung im Bereich der MINDT-Fächer zu unterstützen, finden seit 2013 an der JKU in Kooperation mit den Pädagogischen Hochschulen bereits regelmäßige MINT-Didaktik For-schungsseminare für Forscher/-innen, Studierende und Lehrer/-innen statt, welche insbesondere auch den Aufbau einer Forschungs-Community im Bereich Informatik-Didaktik und digitaler Medien in Oberösterreich fördern soll. Auch im Zuge von IMST-Projekten, wie sie durch die Beteiligung des IMST-Themenprogramms an diesem RECC gewährleistet sind, evaluieren Lehrende Ihre eigene Unterrichts- und Entwicklungsarbeit und sind in die Begleitforschung des Themenprogramms eingebunden. Insgesamt besteht also eine sehr enge und wechselwirkende Beziehung zwischen Schulpraxis und wissenschaftlicher Forschung.
Verbreitung gewonnener wissenschaftlicher Erkenntnisse
Die gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse werden in verschiedenen Communitys verbreitet:
- in der wissenschaftlichen Community
- durch Tagungen, an denen die beteiligten Wissenschafter/-innen teilnehmen, wie z. B. Tagungen der Gesellschaft für Informatik im deutschsprachigen Raum, die Tagung der Sektion Medienpädagogik der dt. Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, die GMW-Tagung (Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft), durch diverse Tagungen der fachdidaktischen Gesellschaften (fachspezifisch oder fä-cherübergreifend auf nationaler und internationaler Ebene), wie „Learning with Geoinformation“ im Rahmen des GI-Forums Salzburg, der österreichischen Gesellschaft für Fachdidaktik in Klagenfurt etc.
- durch Publikationen, wie beispielsweise in den Zeitschriften und Tagungsbänden der Gesellschaft für Informatik, der Zeitschrift für Medienpädagogik, der Zeitschriften Medien und Erziehung, der Zeitschrift Unterrichtswissenschaft sowie den verschiedenen fachdidaktischen Zeitschriften der einzelnen Fächer wie z. B. GW-Unterricht. durch Zusammenarbeit mit Informatik Didaktikern/-innen und Medienpädagogen/-innen anderer Universitäten im In- und Ausland.
- in der Community der Lehrerinnen und Lehrer an Schulen
- durch die Veröffentlichung von Unterrichtssoftware und Open Educational Resources im Web.
- durch Tagungen, wie z. B. den E-Learning-Tagungen wie Moodle-Mot, E-Education-Tagung des eLSA-Netzwerkes, E-Learning-Didaktik-Tagung des E-Learning-Clusters (welche von der PH-Linz ausgerichtet wird), „eLearning meets Lerndesign“ im Bereich der NMS, IT@VS für die Primarstufe oder dem Medien-Didaktik-Club an der PH-Linz.
- über Messen wie LearnTec, Online-Educa oder Interpädagogika; auf letzterer ist die Education Group alljährlich vertreten.
- über fachdidaktische und schulpraktische Zeitschriften und Tagungsbände, in denen die beteiligten Personen publizieren.
- über klassische Lehrerfortbildungen der PHs auf Landes- und Bezirksebene sowie schulinterne und schulübergreifende Veranstaltungen (SCHILFs und SCHÜLFs), in denen die an diesem RECC beteiligten Personen als Referenten/-innen oder Coachs auftreten. Oft schließen daran Schul-entwicklungsprozesse an, wie sie an eLSA-Schulen oder für die Etablierung von Tablet-Klassen notwendig sind.
- Eine zentrale Rolle bei der Verbreitung spielen auch die Bildungsportale (edugroup.at, schule.at, Gegenstandsportale, digikomp.at, …), die Berichterstattung und Dokumentation über das BildungsTV sowie die Newsletter inklusive der zur Verfügung stehenden Social-Media-Kanäle der Education Group.
- Interessante Verbreitungsmedien, die von Wissenschaftler/-innen und Lehrern/-innen gleichermaßen genutzt werden, stellen Social-Media-Netzwerke dar, wie „Schule vernetzt“, den Gruppen „E-Learning“ und „Medienpädagogik“ auf Facebook sowie dem „Forum Neue Medien“. Auch die E-Lectures der Virtuellen-PH und das Bildungs-TV der Education Group leisten dazu einen wichtigen Beitrag, weil die TV-Berichte über Streamingdienste permanent abrufbar bleiben.
- Da der Landesschulrat für OÖ in der Person des Fachinspektors für Informatik sowie die Education Group, welche direkt der Abteilung Bildung in der oö. Landesregierung zugeordnet ist, Teil dieses RECC sind, erfolgt die Arbeit des RECC in direkter Abstimmung mit den allgemeinen Bildungszielen des Landes OÖ, und es besteht auch eine direkte Rückkoppelung in die Bildungsplanung und Bildungssteuerung des Landes Oberösterreich.
- In einer Jahreskonferenz aller RECC-Partner soll auch die Öffentlichkeit gezielt über diese Kooperation informiert werden; im Rahmen dessen ist ein Forschungsteil geplant, bei dem neue Erkenntnisse der spezifischen Forschungen sowie forschende Arbeiten von Studierenden vorgestellt werden.
Berücksichtigung cross-curricularer Kompetenzen im Forschungsbereich
Konzepte und Arbeitsmethoden der Informatik, die Werkzeuge der Informations- und Kommunikations-technologie, die Nutzung digitaler Medien sowie die Methoden des E-Learnings sind Thema in den Forschungsfeldern vieler Fächer. Fächerübergreifende Erkenntnisse liegen damit sui generi auf der Hand.
Auch das Kompetenzmodell der Informatik (vgl. www.digikomp.at) von der 4. Schulstufe bis hin zur Pädagogen/-innen/-Bildung mit den Teilbereichen
- Informationstechnologie, Mensch und Gesellschaft
- Informatiksysteme
- Angewandte Informatik
- Praktische Informatik
ist fächerübergreifend gedacht.
Ebenso lässt sich eine medienpädagogisch orientierte Lehr-Lern-Forschung auf jede der vier Dimensionen des Medienkompetenzmodells von Dieter Baacke [(1997). Medienpädagogik. Tübingen: Max Niemeyer] fundieren:
- Medienkritik
- Medienkunde
- Mediennutzung
- Mediengestaltung
Das Medienkompetenzmodell umfasst sämtliche Medien und legt den Schwerpunkt insbesondere auf die neuen (digitalen) Medien. Dabei fungiert es als Ausformulierung breiter Kompetenzfelder, in denen Medienkompetenz erworben werden kann. Diese Kompetenzen lassen sich cross-curricular einbinden.
Weiters ist eine enge Kooperation mit den bestehen Fachdidaktikzentren für Mathematik sowie für Natur-wissenschaften (getragen von JKU, PH-OÖ, PH-Linz) geplant, die zusammen mit diesem Zentrum in Zukunft zu einem MINT-Didaktik-Zentrum weiterentwickelt werden sollen, um fächerübergreifende Forschung, Lehre und Fortbildungen noch besser unterstützen zu können.
Regionaler Bezug der geplanten bzw. durchgeführten Forschungsvorhaben
- In der Medienstudie OÖ der Education Group, die im Auftrag des Landes OÖ durchgeführt wird, werden Kinder zwischen 3 und 10 Jahren und Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren aus Oberösterreich sowie deren Eltern und Pädagog/-innen zu ihrem Medienverhalten befragt.
- Im Rahmen von Sparkling-Science-Projekten der FH-Hagenberg sowie in der Begleitforschung des IMST-Themenprogramms „Digitale Medien“ waren und sind immer oberösterreichische Schulen vertreten; dies soll natürlich auch in Zukunft beibehalten werden.
- Die Langzeitstudie des Landesschulrats für OÖ (Günther Schwarz) zu den IKT-Fertigkeiten der ober-österreichischer Maturanten/-innen, die auch als IMST-Projekte durchgeführt wurden, werden weitergeführt.Dies sind drei bestehende Beispiele für die enge Vernetzung von Forschung und Entwicklung in der Region, die auch im Rahmen dieses RECC fortgeführt und weiterentwickelt werden. Viele weitere Ideen und Projek-vorhaben liegen bei den RECC-Partnern vor.
Nationaler Bezug der geplanten bzw. durchgeführten Forschungsvorhaben
Die Forschungsaktivitäten der einzelnen Partner sind national gut vernetzt: Das IMST-Themenprogramm mit seiner Begleitforschung arbeitet österreichweit. Die alljährliche E-Learning-Didaktik-Konferenz wird im Auftrag des BMBF durchgeführt und hat eine österreichweites Einzugsgebiet. Der Vertreter des Landes-schulrates ist in den nationalen Steuerungsgruppen der österreichweiten IKT-Netzwerke eLSA und eLC vertreten, eine Kooperation zwischen IMST-Themenprogramm und KidZ-Initiative des BMBF ist vorhanden. – Dies sind wiederum einige bestehende Beispiele für die nationale Vernetzung der RECC-Partner, die fortgeführt und ausgebaut werden soll.
Einen weiteren Beitrag dazu liefern die im Punkt 2 unter „Verbreitung“ genannten nationalen Konferenzen. Die Education Group ist zudem Mitglied bei der Internetoffensive Österreichs im Arbeitsbereich Bildung, Wissenschaft und Forschung (vgl. www.internetoffensive.at).
Haben die geplanten bzw. durchgeführten Forschungsvorhaben einen internationalen Bezug?
Im Rahmen der Publikationstätigkeit und Teilnahme an internationalen Konferenzen, wie im Kap. Verbreitung dargelegt, werden durch die forschenden Partner internationale Bezüge hergestellt.
Die an der JKU maßgeblich mitentwickelte Unterrichtssoftware GeoGebra umfasst ein weltweites For-schungsnetzwerk von über 130 Universitäten, sodass in Zukunft auch im Bereich der Informatik-Didaktik und Medienpädagogik zahlreiche internationale Kooperationsmöglichkeiten genutzt werden können. So werden etwa die bereits angesprochenen MINT-Didaktik Forschungsseminare regelmäßig von einem Kollegen von der University of Cambridge (UK) an der JKU gehalten.
Education Group ist darüberhinaus Partner im MEDEAnet, das darauf abzielt, medienbasiertes Lernen in Bildungsinstitutionen zu verstärken, sowie Mitglied im internationalen Bündnis für Bildung, das die nach-haltige Förderung der Bildung im Bereich der IT-gestützten Lehr- und Lernumgebung zum Zweck hat.